Zwischenbilanz zur Bürgerbefragung zur Windkraft – Knapp zwei Drittel der Teilnehmer sprechen sich für Windenergieanlagen im Landkreis Dachau aus
Dachau, 19. September 2011. Seit vier Wochen befragt die Landkreis-SPD auf ihrer Internet-Seite die Bürgerinnen und Bürger im Dachauer Land zu ihrer Einstellung gegenüber Windkraftanlagen in der Region. Die Befragung läuft noch bis zum 31. Oktober. Eine erste Zwischenbilanz gibt aber bereits interessante Aufschlüsse.
97% der bisherigen Teilnehmer an der Bürgerbefragung stimmten der Aussage zu, dass der Anteil regenerativer Energiequellen an der Energieerzeugung in Deutschland steigen muss. Immerhin 67% sprechen der Windenergie dabei eine wichtige Funktion zu. Allerdings genießen Windenergie und Energie aus Biomasse unter den alternativen Energiequellen den geringsten Zuspruch. Sonnenenergie, Wasserkraft und Geothermie haben deutlich mehr Anhänger. Am beliebtesten sind Photovoltaikanlagen auf Hausdächern. Photovoltaik auf dem freien Feld genießt etwa den gleichen Zuspruch wie Windräder.
29% plädieren „in jedem Fall“ für Windkraftwerke im Landkreis Dachau, weitere 36% knüpfen ihre Zustimmung an konkrete Forderungen. Immerhin 36% lehnen Windkraftanlagen im Landkreis in jedem Fall ab.
MdL Martin Güll, Vorsitzender der Landkreis-SPD, sieht deshalb noch klaren Nachholbedarf bei der Information über Windenergie: „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in Sachen Windenergie nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip arbeiten können; nach dem Motto „Wir wollen zwar sauberen Strom vom Wind, aber die Windräder sollen bitteschön woanders stehen. Wer von der Atomkraft weg will, muss einen sinnvollen alternativen Energie-Mix realisieren. Deshalb müssen wir für die Akzeptanz von Windrädern – da wo sie niemanden nachhaltig belästigen – stärker werben, als dies bislang geschehen ist.“
Die Anhänger von SPD und Grünen plädieren für Windräder im Landkreis, die CSU-Anhänger mehrheitlich dagegen
Bei den eigenen Parteianhängern muss Güll offenbar nicht mehr viel bewegen: laut Umfrage sind mehr als 80% der SPD-Anhänger für Windkraftanlagen im Landkreis Dachau. Bei den Grünen sind das fast 90%, während knapp 70% der CSU-Anhänger „in jedem Fall“ gegen Windkraftanlagen im eigenen Landkreis plädieren.
In Altomünster und Odelzhausen gibt es die meisten Windradgegner
Dabei scheint die Zustimmung zu Windrädern auch stark von lokalen Gegebenheiten abhängig zu sein: Während sich die Karlsfelder fast geschlossen für Windräder im Dachauer Land aussprechen, dominieren in Altomünster und Odelzhausen die Negativ-Stimmen.
Windräder ja – aber nicht in der Nähe von Wohnhäusern
Was ist den Befürwortern von Windkraft besonders wichtig? Hier geht es den meisten Teilnehmern um den Schutz vor Lärmbelästigung und Schattenwurf. Gefordert wird ein möglichst großer Abstand der Windräder von der Wohnbebauung. Demgegenüber sind die Bürger gerne bereit auf künftige neue Gewerbe- und Wohngebiete zu Gunsten von Windkraftanlagen zu verzichten. Auch eine mögliche Beeinträchtigung des Orts- und Landschaftsbildes wird gegenüber den Vorteilen regenerativer Energienutzung nur eine geringe Bedeutung zugemessen. Selbst der Schutz bestehender Wald- und Naherholungsflächen ist weniger wichtig, als der Lärmschutz.
Die Angst vor großen Energiekonzernen
Überraschend sind die Bedenken, die viele Bürger gegen ein Engagement großer Energiekonzerne äußern. Nur 4% wünschen sich ein Engagement großer Energiekonzerne bei Windkraftanlagen vor Ort. Knapp 40% bevorzugen lokale oder regionale Energieunternehmen, 22% plädieren für ein Engagement örtlicher Stadtwerke und immerhin fast jeder Dritte wünscht sich genossenschaftliche Modelle mit der Möglichkeit zur Bürgerbeteiligung. Mehr als die Hälfte der Befragten können sich sogar eine eigene finanzielle Beteiligung an Windkraftanlagen vorstellen. Von ihnen wären die meisten mit einer Einlage zwischen 1.000 € und 10.000 € dabei, fast jeder Fünfte würde sogar voraussichtlich mehr als 10.000 € in regionale Windkraftanlagen investieren.
Die Umfrage der SPD läuft noch bis Ende Oktober. Dabei geht es für die Sozialdemokraten gar nicht in erster Linie um Repräsentativität der Ergebnisse: „Bei unserer Umfrage geht es nicht um Repräsentativität. Das kann eine reine Online-Befragung auch gar nicht leisten. Wir wollen mit unserer Umfrage aber allen interessierten Bürgern eine Stimme geben, unabhängig davon, ob sie sich in Parteien, Bürgerinitiativen oder Leserbriefspalten engagieren. Schließlich wollen immer weniger Menschen diese etablierten Mitwirkungsmöglichkeiten an der demokratischen Willensbildung nutzen. Aber auch wer nicht zu den Parteien kommt und keine Leserbriefe schreibt hat eine wichtige Meinung. Diesen Menschen wollen wir mit unserer anonymen Umfrage eine Stimme geben.“
So positioniert für die SPD im Kreis Dachau Vorstandsmitglied Michael Kausch die Internet-Aktion der Sozialdemokraten und zeigt sich davon überzeugt, dass das Internet als Forum für die Meinungsbildung in Zukunft immer wichtiger werden wird: „Knapp 10 Prozent für die ‚Piraten‘ bei der Landtagswahl in Berlin belegen die Relevanz des Mediums Internet für die politische Willensbildung. Und es sind nicht nur Jugendliche, die sich lieber im Web, als auf Parteiversammlungen zu Wort melden. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer unserer Bürgerbefragung liegt immerhin bei 49 Jahren.“
Einen detaillierten Abschlussbericht will die SPD im November vorlegen. Bis dahin können sich die Ergebnisse natürlich noch ändern. Michael Kausch: „In jedem Fall werden wir die Ergebnisse der Bürgerbefragung in die politische Meinungsbildung einfließen lassen. Mitmachen lohnt sich!“
Die LandkreisSPD lädt gemeinsam mit dem SPD-Ortsverein Dachau schon heute die Bevölkerung zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Windkraft am 6. Oktober in Dachau ein.
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