In Google Streetview findet sich Haimhausen noch nicht – aber in ihood
Seit zwei Tagen sind nun also auch die größten deutsche Städte in Google Streetview zu finden. Viele Häuser mussten auf Wunsch der Anwohner von Google “verpixelt” werden:
Ein aktueller Ausschnitt aus Google Streetview mit verpixeltem Haus im Münchner Westend.
Haimhausen ist noch nicht auf Google Streetview zu finden. Die Aufnahmen sind aber bereits gemacht. Während sich alle Welt über den Schutz der Privatsphäre auf Google aufgeregt hat, gibt es längst ein Internet-Angebot, das weitaus größere Auswirkungen auf die Privatheit der Bürger hat – ihood. Und da ist Haimhausen schon voll dabei:
ihood erfasst Daten zum sozialen Status jeden einzelnen Gebäudes. Hier zum Beispiel das Haus, in dem ich wohne, die Bayernstr. 15a in Haimhausen:
Aber ihood verrät noch viel mehr:
ihood ist falsch
ICH habe denen das nicht verraten. Und unter uns: einiges davon ist auch ziemlich falsch. In der ganzen Nachbarschaft hier gibt es zum Beispiel keinen einzigen “Volkswagen”. Aber woher haben die dann die Daten, um zu solchen Aussagen zu kommen? Lassen wir ihood selbst zu Wort kommen:
“Wir haben aus einer Vielzahl von statistischen Informationen für jedes Haus in Deutschland einen statistischen Gesamtwert errechnet, der die Attraktivität der Wohngegend anhand des gesellschaftlich-sozialen Status der Bewohner widerspiegelt. Dieser Wert sowie 10 weitere Bewertungskriterien und die zahlreichen „POIs“ können von den ihood-Nutzern für nahezu jede Adresse in Deutschland in Echtzeit abgerufen werden. Die Straßenabschnitte sind so eingeteilt, dass sie insbesondere längere Straßen sinnvoll unterteilen, z.B. von einer Straßeneinmündung bis zur nächsten oder von einer Brücke bis zu einem Kreisel. Für die Berechnung unserer Informationen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen nur Personen ab 18 Jahre berücksichtigt. Sofern in einem Haus weniger als vier Haushalte leben, haben wir mehrere Häuser zusammengefasst.”
Und warum machen die das? Nehmen wir sie wieder beim eigenen Wort:
“ihood ist eine Informationsplattform, mit der Sie kostenlos und deutschlandweit Informationen über die Attraktivität von Wohngegenden erhalten. Nach Eingabe der Adresse (oder Teilen davon) erhalten Sie Auskünfte über das Wohnumfeld und können sich über soziodemografische Merkmale wie beispielsweise Familienanteil, Altersstruktur oder Erwerbslosenquote in dem betreffenden Haus oder Straßenabschnitt informieren.”
ihood ist mehr als bedenklich
Und jetzt wird’s heftig: denn ihood erweckt zum Beispiel den Eindruck, dass das soziale Niveau der “oberen” Bayernstraße höher ist, als das der “unteren” Bayernstraße. Und wollen wir wirklich, dass man im Internet erfährt, dass die Kaufkraft in der von-Haniel-Straße höher ist, als im Haimoweg – egal, ob das dann stimmt oder falsch ist?
Hier werden Menschen in Abhängigkeit von ihrer Wohngegend abgestempelt. Wohnt ein Akademiker neben mir, geht mein Ranking rauf, ist der Doktor ein Ausländer, geht’s wieder runter. Google Streetview hat mich persönlich nie gestört – aber es ist gut, dass Bürger Einspruch einlegen können, wenn sie wollen. ihood stört mich mächtig. Aber wo bleibt die öffentliche Erregung?
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[…] berichtet in seiner Ausgabe 1/2011 über den Online-Dienst ihood. Hier geht’s zu unserem Artikel: http://www.spd-haimhausen.de/?p=354. Kein […]
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